Das Dilemma der Literaturverwaltung, 2. Teil

In diesem Beitrag habe ich beschrieben, welche Lösung ich als Literaturverwaltung für mich gefunden habe. Sie funktioniert auf jedem Betriebssystem, ist kostenlos und unkompliziert.

Nun aber habe ich eine, wie ich finde, noch bessere Lösung gefunden: Zotero. Ich kenne Zotero zwar schon länger, aber bisher hatte ich das immer nur als Browser-Plug-In für Firefox eingeordnet. Dabei bietet Zotero (mittlerweile?) viel mehr.

Zum einen gibt es Zotero auch als Programm für den Desktop und läuft auch unter Windows, Mac OS X und Linux. Zudem integriert sich das Programm bei der Installation bei Wunsch automatisch in OpenOffice / LibreOffice / NeoOffice sowie Microsoft Word, und zwar als eigene, kleine Symbolleiste. Damit ist es möglich, per Mausklick direkt ein Literaturverweis aus der Literaturdatenbank einzufügen. Das praktisch daran ist die Auswahl der Literatur: Während man bei JabRef die Einträge aus einer (langen) Liste erstmal suchen muss, gibt man bei Zotero einfach Suchbegriffe ein (z.B. „Luhmann Grundriß“) und es werden alle Literaturquellen angezeigt, deren Autoren, Herausgeber oder Titel diese Suchbegriff(teile) enthalten. Das geht ziemlich schnell.

Wie auch bei JabRef kann man bei Zotero den Zitationsstil während der Eingabe bequem per Mausklick ändern (Anleitungen gibt es hier und hier). Allerdings gibt es für Zotero bereits deutlich mehr vorgefertigte Zitationsstile!

Als weiterer Pluspunkt ist die Browser-Integration für Firefox, Chrome und Safari zu nennen. Surft man in einer Literaturdatenbank (z.B. PubMed) oder auf Seiten, auf denen sich potenziell Literaturquellen befinden, wird ein Symbol im Browser aktiviert:

Per Klick wird die Literaturangabe in die Datenbank importiert.

Das ganze kann bei Wunsch auch noch online synchronisiert werden. Was ich also jetzt habe, ist eine Literaturverwaltung, die

  • kostenlos ist
  • zu Hause auf meinem Mac und bei der Arbeit auf dem Windows Laptop läuft
  • sich in alle Browser integriert und somit per Mausklick Literaturquellen importieren kann
  • auf allen Systemen dank Synchronisation immer aktuell ist
  • verschiedene Export- und Importformate anbietet
  • sich problemlos in Word und Open/Libre/NeoOffice integriert
  • einfach zu handhaben ist

Mein aktueller Favorit heißt daher Zotero.

14 Kommentare zu „Das Dilemma der Literaturverwaltung, 2. Teil

  1. tach,
    wollte nur mal eben fragen, warum zotero und nicht mendeley? bis auf den etwas fehleranfälligeren webimport (kann man aber fast vernachlässigen) hat mendeley sämtliche oben aufgeführte vorteile von zotero plus mehr:
    – 500 MB freien online speicher statt 100 MB für die synchronisation von anhängenden pdfs
    – im programm pdf bearbeitung!!!! annotieren, kommentieren, exportieren, zitieren, kopieren… lesen…
    – synchronisiert einen haufen unsortierter pdfs in einer wunderschönen übersichtlichen ordnerstruktur (die sich dann z.b. mit dropbox und anydrop) super leicht synchronisieren lässt, auf allen geräten und über alle betriebsysteme hinweg… muss man sich mal vorstellen: alle pdfs! immer dabei!
    – automatischer pdf import: man kann ordner überwachen lassen. wenn man dann pdf in diesen ordner kopiert liest er automatisch (soweit möglich) informationen heraus und erstellt damit (sofern nicht schon als literaturnachweis vorhanden) einen neuen literatureintrag. erstellt er mal dupletten, dann lässt sich das super leicht mit einer wunderbaren find and merge funktion beheben.
    die eingelesenen pdfs können dann wieder (siehe oben) in einem Ordner (z.b. „library“ oder andere ausgefallene namen) nach autoren nachnamen (oder titeln, oder zeitschriften oder jahren) sortiert werden. für mich fast das stärkste argument (neben bibtex, siehe unten)
    – webimporter der auch in jedem browser installiert werden kann – wenn auch nicht so schön wie bei zotero
    – und dann für alle LaTeX nutzer DER vorteil: hält eine bibtex datei ständig synchron mit der mendeley bibliothek, ergänzt automatisch bibtex kürzel, usw.
    – nicht sooo viele exportformate für andere literaturverwaltungsprogramme – aber was solls
    – umfangreiches angebot an zitierstilen –> http://www.mendeley.com/citationstyles/

    nur mal so als frage. 🙂

    1. Moin Moritz,
      abgesehen von den Argumenten, die im Kommentar unten vorgetragen wurden (wobei ich da aus Mangel an Detailkenntnissen nichts zu sagen kann bzw. mir diese Punkte bisher nicht bewusst waren), geht es mir hauptsächlich um die Verwaltung der Literaturangaben. PDFs sammle ich zwar auch, wenn sie verfügbar sind, aber die inhaltliche Verwaltung der gesammelten Texte passiert bei mir ausschließlich im Zettelkasten. Wenn ich also exzerpiere, verschlagworte, Abstracts sammle etc., dann nur im Zettelkasten. Die Quellenangaben kommen dann in die Literaturverwaltung, die ich nachher auch nur für das Erstellen der Zitate und des Literaturverzeichnisses brauche. In den Literaturverwaltungsprogrammen selbst nehme ich keine Verschlagwortung usw. vor, dafür ist der Zettelkasten wesentlich besser geeignet.
      Daher: Es gibt keinen besonderen Grund, warum Zotero und nicht Mendeley, denn für meinen Einsatzzweck ist Zotero optimal. Mendeley mag dies vll. genauso gut machen, aber ich habe es bisher einfach noch nicht ausprobiert…

  2. Das Problem mit Mendeley ist, dass dort mehr Wert auf flashy features gelegt wird, als auf die Details, die beim langfristigen Arbeiten aber einen gewaltigen Unterschied machen. Z.B.
    1. Der Import von Zotero ist nicht nur „ein bisschen“ besser, sondern _viel_ besser. Viel mehr Seiten, bessere Datenqualität (die Translator in Zotero bereinigen die Daten von fast jedem Anbieter noch einmal), automatisch angehängte PDFs von fast allen kommerziellen Anbietern…
    2. Die Zotero Implementierung in Word/Libre Office ist deutlich besser. So ist es z.B. in Mendeley immer noch nicht möglich vernünftig mit Autor-Jahr Zitierstilen umzugehen:
    http://feedback.mendeley.com/forums/4941-mendeley-feedback/suggestions/197476-fix-implement-exlude-author-year-in-the-wor
    Mendeley verwendet in großen Teilen Code aus der vorletzten Version der Zotero Word plugins.
    3. Es ist enorm wichtig wie leicht es ist Daten aus einem Programm auch wieder rauszukriegen. Zotero bietet Export in modernen, reichhaltigen Datenformaten wie MODS und Bibliontology RDF an, Mendeley exportiert nur in RIS und Bibtex, die zwar weit verbreitet, aber verlustreich beim Datenaustausch sind.
    4. Niemand weiß, wie Mendeley wirklich Geld verdienen will, aber wahrscheinlich mit den von Benutzern gesammelten und zur Verfügung gestellten Metadaten. Die Geschichte der CDDB kann hier als warnendes Beispiel gelten auch so beteuerung wie „will always remain free“ nicht zu glauben wenn sie nicht in der Lizenz festgehalten sind: http://en.wikipedia.org/wiki/CD_database

    (Als weitere Features von Zotero wären z.B. auch noch die Android App (Ipad gibt es auch), die bessere WordPress App, bessere Support in mehreren Sprachen etc. zu nennen)

    Zu einigen der genannten Vorzüge von Mendeley:
    Die 100MB/500MB lassen sich nicht wirklich vergleichen. Zum einen bietet Zotero im Gegensatz zu Mendeley an, das synchronisieren nur auf Metadaten zu beschränken und das ist in jedem Umfang kostenlos, zum anderen bieten Zotero Sychronisieren von Files (inkl. Website Snapshots) über WebDAV von Drittanbietern an, wo es ohne weiteres möglich ist mehrere GB umsonst zu kriegen und weiten Speicherplatz günstig.
    Der Eingebaute PDF Editor von Mendeley ist nicht ohne Macken und nicht kompatibel mit Acrobat Annotations – ich halte es für sinnvoller auf ein ausgereiftes Produkt wie Acrobat Pro, Foxit, pdfXchange, skim oder dergleichen zu setzen. Über das Zotfile plugin ist dann auch das extrahieren von Anmerkungen möglich: http://www.columbia.edu/~jpl2136/zotfile.html
    (Zotfile erlaubt auch das Anlegen einer Ordnerstruktur mit PDFs zum exportieren/synchronisieren).
    Synchronisierung einer BibTex Datei ist in Zotero über autozottobib möglich: http://www.rtwilson.com/academic/autozotbib

    Das deutet auch einen weiteren entscheiden Vorteil von Zotero an: Zotero ist als Open Source Projekt zum einen deutlich leichter erweiterbar, zum anderen zieht es auch Entwickler an es zu erweitern – hier ist z.B. die Liste an plugins für Zotero: http://www.zotero.org/support/word_processor_plugin_usage
    Ein Beispiel wo sich das konkret auswirkt wären z.B. die Zitierstile – Mendeley hat (völlig legal, da open source) die Zitierstile (in Citation Style Language – CSL) und den Prozessor (citeproc.js) aus dem CSL Projekt übernommen, das im wesentlichen von der Zotero community getragen wurde und wird. Die Entwickler von CSL und citeproc sind allesamt Zotero Nutzer. Wenn man also in Zotero ein Problem mit der Zitierunktion findet, sind sofort die Experten zur Hand, die das oft innerhalb von 24h reparieren.
    In Mendeley ist man darauf angewiesen, dass der Fix dann irgendwann, meist Monate später, seinen Weg in die Mendeley release findet.

    1. wow stark!!! vielen dank für die ausführliche antwort! dass dumme ist nur: sie ist super überzeugend!!! also werde ich jetzt wohl wieder tage damit zubringen müssen meine datenbanken zu übertragen… ja ich hörs schon: das ist genau der nachteil von mendeley… danke trotzdem 🙂

      und zum zettelkasten: das ist in der tat sowieso mein nächstes projekt. ich hatte bis vor ein paar monaten hierfür citavi verwendet aber seit dem citavi angekündigt hat dass es mac nicht unterstützen wird und auch keine konkreten pläne äußern möchte, muss ich da alles herausbekommen. das wird noch ein akt… hoffe es raubt mir nicht all zu viel zeit und nerven.

      für die hinweise zu zotero und mendeley bin ich auf jeden fall super dankbar!! mir war nichts davon bekannt und ich kann nicht sagen dass ich ohne recherche sofort mendeley gewählt hatte…seis wie es sei, herzlichen dank!

  3. Zotero und Zettelkasten rocken beide. Wäre toll wenn man Zotero zusammen mit dem Zettelkasten so ähnlich benutzen könnte, wie man jetzt eine Bibtex-Datei mit dem Zettelkasten benutzen kann!

  4. tschuldigung, wenn ich hier kommentiere und es hat vielleicht gar nichts mehr direkt mit dem thema zu tun, nur weil ich eben hierüber überhaupt zu zotero gekommen bin wollte ich darauf hinweisen, dass auch mehrsprachige literaturverzeichnisse mit latex (zotero -> bibtex export (–> ulysses) –> latex) kein problem sind… habe das hier gepostet:
    http://forums.zotero.org/discussion/4331/2/bibtex-importexport-problems/#Comment_125653

    wenn jemand eine elegantere lösung hat, dann würde ich mich natürlich über tipps freuen 😉

  5. Hallo, ich wollte mal fragen, wie ich s mache bei Zotero, wenn ich einen Text gleich als PDF über Google finde, dann habe ich ja nicht so ein schönes Zeichen oben in der Browserleiste, sondern muss alles selbst eingeben, da ich ja nur den google suchverweis habe

    1. Ich vermute, das geht nicht schneller, außer man sucht noch mal gesondert nach einer Seite der PDF-Quelle, die man dann per Klick importieren kann. Aber bei Fragen zu Zotero am besten direkt dort im Forum anfragen, da ich hier selbst keinen Support anbieten kann.

  6. Vielen Dank für die vielen Hinweise im Beitrag und in den Kommentaren. Ich habe jetzt mal Zotero und Mendeley geladen und schaue mal, wie sich die beiden Tools in mein Workflow einbinden lassen. Im Moment überzeugt mich Mendeley, vor allem in der Verbindung mit BibTeX bzw. LaTeX. Selbst in Word lässt sich Mendeley gut einsetzen, wenn man mal auf die Schnelle ein Paper erstellen möchte und dafür nicht gleich LaTeX einsetzen will.

  7. Hallo,

    ich bin einer der Gründer von Docear, einer neuen Software zum Verwalten, Erstellen, und Entdecken von akademischer Literatur. Heute haben wir Docear 1.0 veröffentlicht, nach einer ca. 2 Jahre dauernden Betaphase. Wer interessiert an Referenzmanagement hat, für den könnte Docear sehr hilfreich sein. Die drei wichtigsten Features von Docear sind:

    1. Eine „Single-Section“ Benutzeroberfläche, die sich grundsätzlich von den bekannten Oberflächen z.B. bei Mendeley, Zotero, Endnote, etc. unterscheidet. Diese Oberfläche erlaubt es, Dokumente und Notizen (d.h. PDFs, Kommentare, Lesezeichen, oder hervorgehobenen Text) sehr übersichtlich zu verwalten – unserer Meinung nach deutlich übersichtlicher als bei anderen Programmen.

    2. Ein „Literature Suite“ Konzept, das es ermöglicht, direkt aus der Software heraus seine eigenen Paper, Bücher, Seminararbeiten, etc. zu entwerfen. Das Besondere ist, dass man dabei direkt auf seine PDFs und Notizen zugreifen kann.

    3. Ein Empfehlungsdienst für wissenschaftliche Paper. Die empfohlenen Paper sind auf die Bedürfnisse der Nutzer zugeschnitten, und kostenlos im Volltext downloadbar.

    Außerdem ist Docear kostenlos, Open Source, und für Windows, Mac und Linux erhältlich. Mehr Infos gibt’s in unserem Blog, inklusive Erklärungen warum Docear soviel besser ist als Endnote & Co (zumindest unserer Meinung nach 🙂 http://www.docear.org/2013/10/17/docear-1-0-stable-a-new-video-new-manual-new-homepage-new-details-page/ . Wer nicht gerne liest, kann sich auch ein 6 Minuten langes Video auf unserer Homepage anschauen http://docear.org .

    Und auch wenn ihr nicht Docear nutzen wollt, ist vielleicht noch folgender Blogbeitrag interessant. Wir diskutieren dort was einen schlechten Referenzmanager ausmacht. Vielleicht hilft das dem ein oder anderen den für sich idealen Referenzmanager zu finden http://www.docear.org/2013/10/14/what-makes-a-really-really-bad-reference-manager/

    Insbesondere diejenigen die einen BibTeX basierten Referenzmanager nutzen, wie z.B. JabRef, möchte ich noch gerne auf unser Tool Docear4Word hinweisen. Das ist ein Add-On für MS-Word mit dem man in Word seine BibTeX basierten Referenzen einfügen und formatieren kann. Das heißt, ihr spezifiziert in Word, dass ihr Eintrag X aus JabRef zitieren möchtet, und Docear4Word fügt dann die Referenz und Bibliographie automatisch ein und formatiert sie. http://www.docear.org/software/add-ons/docear4word/overview/

    Viele Grüße
    Joeran

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